#Writing Friday: Handeln schenkt Lebenskraft
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Leonie sitzt im Park. Von ihrer Bank aus beobachtet sie eine Libelle, die über dem Teich hin und her schießt. Wind kommt auf. Gänsehaut breitet sich auf ihren nackten Armen aus. Bienen, die eben noch rundherum um einen blühenden Lindenbaum geflogen sind, werden plötzlich still. Vögel verschwinden. Dunkle Wolken jagen über den Himmel.
Leonie sitzt. Sie sieht aus, als ob sie das alles nichts anginge. Sie spielt mit dem Brief in ihrer Hand. Obwohl sie weiß, was darin aufgeschrieben ist, traut sie sich nicht, ihn sich genauer anzusehen.
5 Jahre ist es jetzt her, dass sie ihn bekommen hat. 5 Jahre ist es jetzt her, seit sich ihr Leben von Grund auf geändert hat. Alles, was sie geglaubt hat, geriet damals ins Wanken. Ihre Eltern waren nicht ihre Eltern. Ihre Geschwister waren nicht ihre Geschwister. Ihre Familie war nicht länger ihre Familie. All die Unterschiedlichkeiten, die sie immer gespürt hatte, fanden damals eine Erklärung.
Sie war anders. Sie gehörte nicht dazu. Sie wusste nicht, wo ihre Wurzeln lagen. 5 Jahre, in denen sich ihr Vertrauen Stück für Stück verabschiedet hatte.
Leonie seufzt. „So kann es nicht weitergehen“, denkt sie. „Es wird Zeit, mein Leben endlich wieder in die Hand zu nehmen“.
Sie steht auf. Reißt den Brief, der wedereinen Absender noch eine Unterschrift hat, in winzige Schnipsel. Dann wirft sie sie in die Luft. Sie sieht zu, wie sich die Schnipsel über den ganzen Park verteilen.
Leonie sieht auf die Uhr. Gleich müsste sie da sein. Isabel, ihre beste Freundin. Schon kommt sie durch das Parktor geeilt. Leonie läuft ihr entgegen.
„Na, bist du den Brief endlich losgeworden?“ Isabel schaut sie fragend an. Leonie nickt. Hakt sich bei Isabel ein. Gemeinsam kehren sie dem Teich und der Bank den Rücken. Laufen aus dem Park hinaus. Hinein in eine Zukunft, die gestaltet werden kann.
Hier kommt ein Beitrag zum #WRITING FRIDAY von https://readbooksandfallinlove.com/category/meine-wochenaktionen/writing-friday/, den ich bei https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe. Heute habe ich mich dafür entschieden: Schreibe eine Geschichte, in der die Wörter Libelle, Gänsehaut, rundherum, aufgeschrieben, 5 Jahre vorkommen.
Wie lautete Dein Text mit diesen Wörtern?
Foto: © Grundler, Überlingen
Spannend, du gibst nicht viel preis, aber trotzdem habe ich eine klare Vorstellung. Wahrscheinlich gibt es viele unterschiedliche Vorstellungen zu deiner Geschichte.
Liebe Katharina,
Danke dir.
Das gefällt mir am Schreiben so gut, dass ich mit Andeutungen Bilder erschaffen kann.
Sonnige Grüße
Judith
Wundervoll beschrieben und die Wörter ganz natürlich mit einfliessen lassen :D
Danke, liebe Elizzy, das freut mich, dass es dir gefällt.
Es hat mir Spaß gemacht.
Herzliche Abendgrüße
Judith
Ballo,
ja, es ist nur angedeutet, aber ich kann mir gut vorstellen, was da so ungefähr in dem Brief gestanden hat, und dass es wirklich manchmal so lange dauern kann, bis man wirklich loslassen und eine andere Entscheidung treffen kann.
Ich habe heute bzw. gestern auch diese Reizwörter benutzt:
https://wordpress.com/post/norbertschimmelpfennig.wordpress.com/386
Liebe Grüße, Norbert
Danke dir, Norbert.
Ja, ich glaube, dass Entscheidungen „reifen“ müssen, das kennen wir alle; mehr oder weniger zumindest.
Ich schau noch bei dir vorbei, mal gucken, wann es passt.
Abendgrüße und einen schönen Sonntag
Judith
Nachtrag:
Beim „Ballo“ am Anfang braucht ihr euch nichts denken, da habe ich mich verschrieben, sollte natürlich „Hallo“ heißen! LG
Alles im grünen Bereich, das dachte ich mir schon …
Liebe Grüße
Judith
Sehr schön mit den Gedanken deine Leser verknüpft. Wirklich jeder kann sich seinen Teil denken und sich überlegen, wie man selbst reagieren würde.
Danke dir, das freut mich sehr.
Genau das war die Idee dahinter.
Einen schönen Abend und Grüße
Judith