Woran ich mich erinnere…
Die zweite Woche des Online-Schreibens ist fast beendet. Auch in dieser Woche gab es zwei Schreibübungen – eine lautete, einige Kindheitserinnerungen zu sammeln und sich daraus eine auszuwählen, die genauer beschrieben wird. Denn Erinnerungen sind – wir wissen es – kostbar und die Positiven helfen uns dabei, Kraft zu schöpfen für unseren Lebensweg. Hier eine meiner Erinnerungen:
Rollschuhlaufen am See
Welchen Spaß macht es, mit den Rollschuhen übers „Löwenbrückle“ zu sausen. Unter den Rollen wackeln die Holzdielen. Die Rollen der Rollschuhe klappern auf Holz und Stein. Das Wasser des Sees plätschert leise gegen die Brückenpfeiler.
Der Himmel über mir ist blau, aber ich habe keinen Blick für ihn. Mein Blick richtet sich auf meinen Weg – hin und her, wieder und wieder. Mitten zwischen riesigen Kastanienbäumen mit Wolken weißer oder rosa Blüten führt mein Weg hindurch. Vereinzelte Blütenblätter fallen zu Boden, sprenkeln ihn weiß-rosa. Die Luft riecht frisch, nach Freiheit, nach Alleinsein, nach Glück gehabt. Der Wind, der die Oberfläche des Sees kräuselt, trifft mein Gesicht. Er kühlt die erhitzte Stirn. Die Haare fliegen mir ums Gesicht, während ich vorwärts flitze. Braunes Hansaplast ziert mein rechtes Knie. Ich gleite. Es geht voran. Vorwärts und rückwärts. Der silbern blinkende Metallschlüssel der Rollschuhe hängt an einem weißen Band um meinen Hals. Er fährt mit. Dieselbe Strecke. Schnell hin und her, auf und ab. Ich beeile mich. Bald schon muss ich die Rollschuhe wieder zurückgeben.
Welche positiven Kindheitserinnerungen hast Du, die Dir Kraft geben? Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch
Liebe Judith, eine meiner mir lieb gewordenen Kindheitserinnerung, die mir einfach gut tut, ist folgende:
Ich sehe mich auf unserer eigenen großen, üppigen Sommerwiese, die schon länger nicht mehr gemäht worden war und in der ich als kleines Mädchen gerade noch alles überblicken kann, so tief eingetaucht bin ich im hohen Gras, umringt von blühenden Margeriten, Wiesenschaumkraut, Löwenzahn und blühenden Gräsern. Die Wiese neigt sich an der Seite zu einem sanften Abhang, unterhalb dessen sich ein schmales, im Sonnenlicht glitzerndes Bächlein schlängelt, eingerahmt von Sträuchern und weithin leuchtenden Sumpfdotterblumen. Um mich herum ist ein vielstimmiges Summen und Surren, Bienen , Hummeln und vielerlei Insekten schwirren in der Luft umher und wenn ich nach oben blicke, sehe ich den blauen Himmel weit über mir. Ich gehe ganz auf im Anblick dieses Meers von bunten Blumen und sattem Grün…
Wenn ich heute die damit verbundene Empfindung beschreiben möchte: Ich staunte über all das und fühlte mich eins mit der mich umgebenden Natur.
Viele Grüße
Moni
Liebe Moni,
danke für diese wunderbare Beschreibung. Ich kann das Bild vor mir sehen und spüre, wie sehr es mich füllt mit Freude und einem Gefühl von Erstaunen.
Was mir spontan noch einfällt: Klar bist Du heute größer als damals und dennoch, solche Wiesen und Blumen gibt es auch heute noch – und jede Menge anderer Bilder, die uns staunen lassen.
Vielleicht kannst Du Dir ja für diese Woche das Ziel setzen, täglich 1x über die Fülle der Natur zu staunen.
Sonnengrüße
Judith