„Sonnentage und abstauben“
„Es ist besser, einen Tag in der Sonne zu verbringen, als unnötige Dinge abzustauben!“[1]
Wohl wahr, zumal die Dinge wieder einstauben und mir der Staub so- wieso erhalten bleibt. Und: Ich weiß nie, wie lange die Sonne bleibt bzw. das nächste Tief aus der Nähe grüßt. Deshalb zieht es mich oft in die Sonne, wenn sie scheint – sogar in Zeiten wie jetzt, wo mehrere Sonnentage aufeinanderfolgen. Anderer- seits warten auch an Sonnentagen Dinge und Arbeiten auf mich, die erledigt sein wollen; z. B. weil es Abgabetermine gibt oder Semi- nare beginnen. Deswegen will ich, so oft es eben geht, beides ver- binden. Erst erledige ich einen Teil der Arbeit, dann gehe ich in die Sonne, um im Anschluss daran, voll mit Energie und Serotonin (dem Glückshormon), an den Schreibtisch oder die Hausarbeit zurück- zukehren. Erstaunlicherweise klappt in aller Regel beides – die Arbeit und das Sonne tanken. Das macht mich zufrieden, weil mir eine gute Mischung aus Arbeit und Entspannung gelungen ist. Ich bin zufrieden, weil ich gut für mich gesorgt habe. Ich bin zufrieden, weil ich mir erlaube, mein eigenes Tempo zu ge- hen. Ich bin zufrieden, weil ich gewichten und Prioritäten setzen kann. Übrigens ist der „Tag in der Sonne“ beliebig ersetzbar: Es ist besser, einen Tag mit Freundinnen zu verbringen, als unnöti- ge Dinge abzustauben. Es ist besser, einen Tag mit meinem Mann zu wandern, als unnötige Dinge abzustauben. Es ist besser, einen Tag mit einem guten Buch zu verbringen, als unnötige Dinge abzustauben. Es ist besser, einen Tag mit den Enkelkindern zu spielen, als unnötige Dinge abzustauben. Es ist besser, einen Tag zu schreiben, als unnötige Dinge abzu- stauben. Es ist besser, einen Tag ins Museum, ins Schloss oder in eine Ausstellung zu gehen, als unnötige Dinge abzustauben. Es ist besser …
Ja, vieles ist besser, als unnötige Dinge abzustauben. Das führt mich zur Frage: „Was sind denn unnötige Dinge?“ Eine klare Antwort finde ich darauf nicht. Manchmal sind Dinge für mich unnötig, die lang eine große Wichtigkeit besaßen. Ein anderes Mal entdecke ich plötzlich eine Vielzahl von Dingen, die schon immer unnötig waren. Dann ist es wunderbar, wenn ich mich sofort daran mache, diese Dinge zu entsorgen oder wegzugeben. Wenn ich diesem Impuls nachgebe, kann es sein, dass mir hier noch etwas Unnötiges begegnet und dort auch. Und dann befinde ich mich völlig unerwartet in einem „Aufräumen und mich trennen - Flow“, der mir guttut. Gar nicht so selten stelle ich im Nachhinein fest, dass diese Auf- räumaktion mich zwar gehindert hat, einen Tag in der Sonne zu ver- bringen. Das Glücksgefühl am Ende des Tages ist trotzdem sehr ähnlich. Für den nächsten Sonnentag habe ich nämlich weniger Unnötiges, was auf das Abgestaubt werden wartet.
Wie ist das bei Dir? Wie würdest der Satz "Es ist besser ..., als unnötige Dinge abzu- stauben", bei Dir heißen? Fotos: Erwin Grundler, Überlingen - Aufkirch
[1] Kalender „Starke Sprüche von starken Frauen 2017“, Verlag Harenberg; Charlotte Perriand am 11. April 2017
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