Offene Augen
Offene Augen brauche ich, um all die kleinen, bunten Dinge wahrzunehmen, die mir in meinem Alltag begegnen. Sei es ein blaues Eis, ein weißes Gänseblümchen mit rosa Spitzen oder ein glänzend grünes Frauenmantelblatt, auf dem Morgentautropfen dem Tag entgegen ruhen.
Seien es Pilze, halb versteckt unter modrigem Laub, flammend rote Hagebutten oder ein glatter, grauer Kiesel, der eine weiße Maserung trägt.
Offene Augen brauche ich, um zwischen den grauen Regenwolken den einen Fetzen blauen Himmel zu entdecken oder den Sonnenstrahl, der einen hängenden Wassertropfen zum Funkeln bringt. Den kleinen, goldgelben Käfer, der eiligst unters Blattwerk huscht, wenn ich vorbeigehe oder den Wasserläufer auf dem Parkteich zwischen den Seerosen und den Frosch, der das Seerosenblatt erklimmt.
Offene Augen brauche ich, um den vorsichtigen, unsicheren ersten Schritt zu erkennen, den jemand gerade auf mich zugehen will. Das Atemholen wahrzunehmen, mit dem eine sich Mut macht, etwas von sich preiszugeben. Eine lautlose einzelne Träne zu entdecken, bevor sie fällt.
Offene Augen brauche ich, um den einen Birnbaum zu finden, der mir stilles Verweilen ermöglicht oder um einen glitzernden Cent auf dem Boden zwischen allerlei Schmutz zu sehen.
Offene Augen brauche ich, um den Regenbogen zu sehen, der die Gegend überspannt und darin die Hoffnung zu bemerken, für die er steht.
Offene Augen brauche ich, damit mein Leben auch im Alltag fabelhaft ist.
HINSCHAUEN Hinschauen das Unscheinbare wahrnehmen, es wert- schätzen – das schenkt mir Lebenslust. Wofür brauchst Du offene Augen in Deinem Alltag? Wie verändert sich dadurch das Leben? Fotos: Erwin Grundler, Überlingen - Aufkirch
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