Morgengedanken: Zwischen

Zwischen Beratung und Telefonat. Zwischen heute und morgen. Zwischen jetzt und später. Zwischen allein und zusammen. Zwischen Sommer und Winter. Zwischen Morgen und Abend. Zwischen Jung und Alt. Zwischen Tag und Nacht.

Das Leben lebt in Zwischenräumen. Dabei spielt es keine Rolle, ob mir das bewusst ist oder nicht. Ich lebe in Zwischenräumen. Dieses <Zwischen> kann kurz sein oder lang. Angefüllt oder wie eine unbeschriebene Fläche. Manchmal nehme ich es gar nicht wahr. Ein anderes Mal dehnt es sich vor mir aus wie das Meer an einem stillen, sonnigen Morgen.

Zwischen vorher und nachher ruht das Jetzt. Während ich hier sitze und schreibe, bin ich im Jetzt. Hier. Ganz da. Bei jedem Gedanken und jedem Wort, das daraus entsteht. Wenn diese Arbeit beendet ist und ich zurückschaue, verändert sie sich vom Jetzt zum Zwischen: Ich bin zwischen dem Schreiben und einem Telefonat. Dieses Zwischen bietet mir Raum. Raum für ein kurzes Innehalten. Raum zum Hinschauen. Raum, dankbar zu sein für Gelungenes. Raum für Freude. Vielleicht auch Raum für Ärger, weil mir etwas misslungen ist. Raum für bewusstes Atmen. Raum für Bewegung (und wenn es nur einmal die Schultern rollen ist).

Vor über drei Jahren ist an einem Herbst-Schreibtag mit dem Titel „Herbstzauber“ der Satz aufgetaucht „Und in den Zwischenräumen Wandlung“. Er ist seither zu einem ständigen Begleiter geworden. Zu einem, der auch zurücktreten kann, sich nicht aufdrängt. Und zu einem Begleiter, der mich erinnert. Daran erinnert, dass das <Zwischen> nicht nur etwas ist, das ausgehalten oder gefüllt werden muss. Nein, das <Zwischen> hat seine eigene Qualität. Und es strotzt vor Leben.

 

 

 

 

 

Du und das Zwischen – was sagt es Dir?

Foto: © Erwin Grundler

 

 

 

0 Kommentare
  1. Wortman
    Wortman sagte:

    Da hat aber jemand ein Foto recht cool nachbearbeitet. :)

    Zwischen Wut und Resignation ist immer ein kleiner Platz um mit der Faust auf den Tisch zu hauen – wenn ein Tisch da ist…

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Danke dir.
      Dein Gedanke von „Wut und Resignation“ gefällt mir – so wünsche ich dir immer einen Tisch oder wenigstens eine Wand..
      Das Foto entspricht dem Bild, das damals zu sehen war. Wir waren bei der Jubiläumsfeier eines Buchgeschäfts in Ravensburg – und als wir auf dem Weg zum Parkhaus waren, sah der Himmel so aus. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen, deshalb hat sich das Bild bei mir „eingebrannt“.
      Das war ein absoluter Glücksgriff – ein Frühwinterabendgeschenk.
      Liebe Grüße
      Judith

      Antworten
      • Wortman
        Wortman sagte:

        Oh, das sah tatsächlich so aus. Das ist natürlich schon richtig cool. Ich hätte echt auf Nachbearbeitung plädiert.
        Das ist dann wieder so ein Foto aus der Ecke „Glücksvolltreffer“.

        Wenn man keinen Tisch findet, muss man eben versuchen, sich einen zu malen. ;)

        Antworten
  2. Tina
    Tina sagte:

    Vielen Dank, liebe Judith, für diesen schönen Impuls!
    Den brauche ich gerade, ich habe zu wenig Zwischen, d.h. ich nehme es zu wenig war oder bemerke es gar nicht, weil ich gerade vom Einen zum Anderen Eile – und das Zwischen möchte ich mir wieder gönnen, es ist so wichtig.

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert