Montag, 19. Oktober 2020
09.00 Uhr – Sorgenvoll
Sorgenvoll wandert mein Blick zum Handy. Gleich mache ich die Baden-Württemberg Seite auf und schaue mir genauer an, welche Verordnungen ab heute bezüglich Pandemie Stufe 3 gelten. Ob wir uns im Frauentreff und im Qualifizierungskurs noch treffen können? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Was kommt jetzt auf mich zu – als Kursleitung? Als Verantwortliche Leitung von Seminaren und Vorträgen?
Und ja: seit März übe ich das „Wenn alles anders ist“ ein. Natürlich habe ich vieles verinnerlicht. So brauche ich z. B. nicht mehr über Hygienekonzepte nachzudenken, ich lebe einfach mit ihnen.
Dennoch: die Planungsunsicherheit frisst Energie – was ich vor allem dann spüre, wenn wieder ein Plan den Bach runtergeht.
15.12 Uhr – Abgesagt
Seit zwei Stunden weiß ich: der Quali-Kurs ist abgesagt – zumindest in Präsenz. Es wundert mich nicht wirklich, es gab ja am Donnerstag erste Überlegungen in diese Richtung. Jetzt weiß ich, was ich die nächsten Tage machen werde: lernen und vorarbeiten, damit ich schnell mit der Lern Cloud umgehen kann. Was ich bisher gesehen und ausprobiert habe zeigt: da gilt es noch eine hohe Hürde zu nehmen.
Telefonate fanden statt. Gespräche wurden geführt. Überlegungen angestellt. „Was, wenn…? und Wie weiter…“? Vordenken – immer im Wissen, dass das schon nächsten Monat wieder Makulatur sein kann.
Die Weichen jedenfalls sind gestellt. Irgendwie wird es gehen. Langsam, aber sicher, mit Irrtümern und Fehlern – und Erfolgserlebnissen.
Da bin ich mir sicher.
20.45 Uhr – Wie ich werde, die ich bin
Es ist der zweite Abend des Jahreskurses. Heute steht „ICH – damals“ auf dem Programm. Und während die Teilnehmerinnen ein ausführliches Arbeitsblatt ausfüllen, schreibe ich einige Gedanken, die mir gerade durch den Kopf gehen.
„Wer war die kleine Judith? Würde ich sie erkennen, wenn sie mir heute auf der Straße begegnete? Und wie würde sie mir begegnen – hüpfend oder still? Alleine oder mit anderen? Mit Geschwistern, Eltern oder ihren Freundinnen? Was würde mir als Erstes an ihr auffallen? Die blitzenden Augen? Ihr strahlen? Oder das ernste Kindergesicht?
Und: Würde sie mich erkennen? Wie käme sie auf mich zu? Offen oder verhalten, zögerlich? Würden wir miteinander sprechen? Lachen? Spielen?
Ich hoffe, wir beide spürten eine Verbindung. Eine tiefe Verbindung. Eine, die Lust macht, miteinander weiterzugehen und eine, die Halt und Sicherheit gibt.
|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG, UNBEZAHLT|
Bei mir wäre es wohl „das ernste Kindergesicht“.
Was könnte man dem kleinen Gerhard da sagen?
Danke dir.
Tja, gar nicht so einfach. Ich überlege gerade, ob er etwas gesagt haben will oder vielleicht eine Frage angemessen wäre oder er eine Umarmung brauchen könnte.
Nachdenkliche Grüße
Judith
Man kann das evtl. mit einer Aufstellung herausfinden.
Ja, oder durch ausprobieren.
Gestern Abend im Seminar „Wie ich werde, die ich bin“ habe ich, unter anderem, die Körperübung „mich selbst umarmen“ angeboten. Spannend, was dabei so rumkam.
Liebe Grüße
Judith