Landesgartenschau Überlingen 48: Für Mutige (Blumenschau 4)
Heute habe ich – zumindest bei einigen Blumengestecken in der Blumenschau – die Titel gelesen. Was habe ich gestaunt, als ich bei zwei Gestecken den Titel „Familie – Struktur gibt Halt“ gefunden habe.
Ich habe in den vergangenen Wochen viele Online-Vorträge zu pädagogischen Themen gehalten. Dieser Satz, Struktur gibt Halt, kam dabei häufig vor.
Es ist ein wichtiger Satz in der Kindererziehung, denn – wenn Eltern Struktur schaffen – wissen die Kinder, woran sie sind. So wird der Alltag für die Kinder greifbarer.
Aber nicht nur für Kinder ist der Satz wichtig – für Menschen mit Demenz beispielsweise – ist er es auch.
In den Monaten der Pandemie, habe ich bemerkt, wie Struktur Halt gibt oder eben nicht, wenn die Tagesstruktur fehlt. Dann sind das Leben und der Alltag erschwert.
Struktur gibt Halt – das ist ein toller Satz. Ein wichtiger Satz. Ein ehrlicher Satz.
Und wenn er so wunderbar umgesetzt und ins Bild gebracht, ist er eine riesige Überraschung.
Struktur gibt Halt – ganz sicher werde ich in der kommenden Zeit immer wieder dieses Bild vor Augen haben, wenn ich den Satz höre oder sage.
|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG, UNBEZAHLT|
Ist dieser Satz nicht toll umgesetzt?
Foto: © Erwin Grundler, Überlingen
Mit Struktur kann ich aber auch (politisch) beherrschen, indem ich die Leute in MEIN Korsett zwinge. Denn Struktur geben heißt auf der anderen Seite nichts anderes als erziehen, zu was auch immer.
Also Vorsicht mit den angeblich notwendigen gewachsenen Strukturen!
Lieber Werner,
danke dir. Da hast du sicher auch recht.
Mir geht es nicht um die gewachsenen Strukturen, sodern die Strukturen, die einen Rahmen bieten, der Sicherheit erlebbar macht.
Und klar: Wie so vieles, kann Struktur auch missbracuht werden. Und die Sehnsucht nach Sicherheit (fast um jeden Preis) ist bei vielen Menschen auch groß.
Liebe Grüße
Judith
Ja, aber Erziehung ist doch als Idee eine gewachsene Struktur der Ordnung, eines ordnungsgemäßen Lebens und Verhaltens.
Lieber Werner,
heute gibt es, zugegebenermaßen noch nicht überall, die Idee, dass eine positive Beziehung und eine sichere Bindung überhaupt erst die Grundlage für Erziehung ist. Und wenn wir das beides haben, dann können wir mit den Kindern in der Erziehung anders umgehen, als das z. B. meine Eltern getan haben. Wenn ich das Kind als Persönlichkeit anerkenne, drücke ich ihm nicht nur meine Ordnung auf. Das hat zur Folge, dass viel mehr ausgehandelt werden muss. Da Eltern das aber nicht gewohnt sind, ist das schwierig.
Und sicher: irgendeine Idee davon, was ich meinen Kindern mitgeben will, damit sie selbstständig leben können, braucht es schon. Ich finde, da sind meine Werte gute Richtungsanzeiger.
Klar sind das dann auch wieder Rahmen und Strukturen.
Wie siehst du das: glaubst du, dass Kinder ohne Werte, Ordnungen und Strukturen besser aufwachsen?
Grüße
Judith
Was mich stört, liebe Judith, ist eigentlich nur der stastliche Anspruch auf Erziehung und das Wort selber. Weil da steht politisches Denken dahinter und der Beigeschmack von Zwang und gesellschaftlichem Korsett.
Danke, lieber Werner und entschuldige, dass ich erst heute antworte. Die letzten Tage waren sehr gefüllt…
Das kann ich nachvollziehen, lieber Werner.
Und trotzdem wäre es mir manchmal auch sehr recht, wenn dem Elternrecht auch das Recht der Kinder beigestellt würde.
Klar gibt es die UNO Kinderrechtskonvention, die ja Deutschlands mit unterschrieben hat. Aber was z.B. beim Thema Gewalt Kindern, auf Grund des Elternrechts, zugemutet wird, ist eine Katastrophe. Und bitte nicht falsch verstehen: ich will die Erziehungsrechte der Eltern nicht an den Staat übertragen, auf keinen Fall. Bloß die Kinderrechte dürften mehr angewendet werden.
Abendgrüße zu dir
Judith