KW 51: Ein Sternenmoment

Zwischen zwei Terminen habe ich 45 Minuten Zeit. Zu wenig, um nach Hause zu gehen; zu viel, um sitzend abzuwarten wie die Minuten verticken. Ich entscheide mich für einen Spaziergang am See.

Es ist kalt. Der feuchte Wind kriecht uneingeladen unter meinen Mantel, spielt mit meinen Haaren, beißt mir in die Wangen. Ich gehe zügig. Sehe das Blaugrau des Himmels sich im Wasser spiegeln. Im Westen ziert ein goldgelber Streifen den Himmel. Er lässt den See aufleuchten, als wäre er von einem Scheinwerfer angestrahlt.

Es ist die blaue Stunde – die nahende Dunkelheit kündigt sich an. Es wird Abendstill. Hie und da höre ich Wasser sanft ans Ufer seufzen. Absätze klacken aufs Pflaster. Eine Hundeleine klirrt leise. Zwei Möwen lassen sich nebeneinander auf dem Bootsteg nieder. Stecken die Köpfe zusammen.

Ich gehe. Einen Schritt und noch einen. Bin allein. Nur für zwei Minuten allein. Fühle mich aufgehoben. Aufgehoben mit mir. Aufgehoben im Abend.  Aufgehoben in freudiger Erwartung.

In der Gasse rechts von mir leuchten mir zwei rote Herzen und zwei Sterne ein Willkommen entgegen. Es ist, als ob sie nur für mich hier leuchten. Ich nehme es an, das Leuchten. Dankend. Nehme es mit. Es trägt durch den Rest des Abends. Wie eine Hand, die mich hält. Ein wunderbarer Sternenmoment.

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Was war in dieser Woche Dein Sternenmoment?

Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch
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