KW 23: Wie gehen wir miteinander um?

Neulich an der Kasse. Ich habe einen mittelvollen Einkaufswagen, vor mir stehen drei Kundinnen. „Können Sie mich vor lassen, ich habe nur ganz wenig und furchtbare Eile?“, klingt es plötzlich hinter mir. Ich drehe mich um. Die junge Frau hat drei Päckchen in der Hand. „Okay“, denke ich, „ich habe es zwar auch eilig, aber irgendwann bin ich froh, wenn mich jemand vorlässt.“
Die Frau geht vor, legt ihre drei Artikel auf das Band und beginnt, ihre Einkaufstasche auszupacken. Ich hatte zwar gesehen, dass sie eine Tasche dabei hat, aber es war nicht zu sehen, was sich darin befindet. Nun hat sie fast so viele Artikel auf dem Band liegen, wie sich in meinem Wagen befinden. „Das ist frech“. Ich denke es leise, sage nichts.

Auch zu Hause lässt mich die Geschichte noch nicht los. Es ist nicht so, dass ich mich furchtbar ärgern würde, aber ich finde es nicht in Ordnung. Ich empfinde es als respektlos und wenig rücksichtsvoll.
„Der Anstand geht verloren“, sage ich mir und frage mich gleichzeitig, ob ich alt werde, wenn ich dieses Wort benutze – denn gefühlt gehört das Wort nicht mehr in den allgemeinen Sprachschatz.
Am selben Tag „stolpere“ ich über das Buch von Axel Hacke „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und wie wir miteinander umgehen“. Ich schnaufe durch. Offensichtlich liege ich nicht sooo falsch mit meinen Gedanken. Das Buch habe ich noch nicht gekauft, die Fragen aber „Was ist Anstand?“ und „Würden Anstand, Respekt und Achtung voreinander das Leben nicht leichter machen?“, lassen mich nicht los. Ich glaube ja, dass Anstand und Respekt vor- und füreinander durchaus ankommen. Ja, ich glaube sogar, dass sich das ausbreiten könnte. Und ja, ich bin davon überzeugt, dass es sich für mich auch dann lohnt, wenn die anderen nicht mitmachen. Denn mir geht es dann besser. Ich kann in den Spiegel sehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Gleichzeitig kommt die Frage bei mir auf: „Muss ich mir alles gefallen lassen?“ Nein, das muss ich nicht, denn ich kann mich auch mit Anstand wehren.

Dieses Thema nehme ich mit in meine Woche!
Ihr auch?