Enttäuschte Erwartungen

Gestern habe ich mit zwei Enkelkindern das 3. Skispringen der Vierschanzentournee angeschaut. Wir alle waren sehr gespannt, die Mädchen fieberten auf das Ende hin, wünschten sich einen Sieg von Richard Freitag – und dann stürzte er. Hilfe! Eine Mischung aus Entsetzen, Mitleid und Sorge machte sich in uns allen breit und hielt vor allem bei den Kindern sehr lange an. Während für uns Erwachsenen die vorläufige Entwarnung (was den gesundheitlichen Zustand des Sportlers angeht), wichtig war, konnten die Kinder ihr Mitleiden nicht so schnell loslassen.
DSC_2409Mir wurde dabei wieder einmal bewusst, wie unterschiedlich Erwachsene und Kinder reagieren.
Wir Großen wissen, dass Hoffnungen und Erwartungen enttäuscht werden können. Wir wissen, dass das Ende aller Hoffnungen auf den Sieg ganz sicher arg schlimm und frustrierend ist. Wir wissen, dass in dieser Situation der Sport in den Hintergrund tritt und das „Überleben“ wichtiger wird. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass solche Dinge passieren können, zum Leben dazu gehören. Und wir wissen, dass – nicht nur Sportler – diese Erlebnisse hinter sich lassen müssen, um weiterzumachen.
Unsere Kinder dagegen? Sie fühlen. Denken mit dem Bauch. Haben noch nicht unsere Erfahrungen – zum Glück, manchmal jedenfalls. Und doch werden auch sie früher oder später mit enttäuschten Erwartungen und geplatzten Träumen konfrontiert werden.
Ihnen das so zu sagen, ist aber wenig hilfreich. Ich habe deshalb im Gespräch mit ihnen versucht, ihnen ihre Gefühle zu bestätigen. Und dann habe ich ihnen dabei geholfen, nicht im Mitleid stecken zu bleiben, sondern mitzufühlen und zu überlegen, was derjenige, dem so etwas passiert ist, vielleicht brauchen könnte (zuhören, trösten, sich ärgern dürfen, schimpfen und fluchen – das waren die Ideen der Kinder).
Ich bin mir sicher, dass das eine wichtige Erkenntnis für sie ist. Und für mich war es wieder einmal die Anregung, <Kopf und Bauch> noch öfters in ein gutes Gleichgewicht zu bringen.

Wie gehst Du mit enttäuschten Erwartungen um?

Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch

 

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