Ein Anfang
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Ich bin in der Quellenwoche. Das Thema der Woche heißt „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben!“ Zwei Textzeilen aus dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse (Mai 1941 – unter anderem in dem Band Hermann Hesse „Gedichte“ – genauere Angaben liegen mir im Moment nicht vor).
Wir haben zu folgendem Foto gearbeitet – die Aufgabe lautete, aus der Sicht der halbgeöffneten Mohnblüte – den Anfang zu beschreiben. Unten der dabei entstandene Text.
Seit Tagen war mir komisch. Irgendetwas war anders als sonst. Ich spürte, wie es hier drinnen immer enger wurde. Ich fühlte mich nicht mehr wohl. Mir reichte es auch nicht mehr aus, vom Wind gewiegt und von der Sonne in warmen Armen getragen zu werden.
Ich war unruhig. Es kommt etwas – das war mir klar. Aber was?
Ich drehte mich nach rechts. Danach ein wenig nach links. Sehen konnte ich nichts. Ich hörte nur ein Flüstern. Gerade so leise, dass ich es wahrnahm und so leise, dass ich nichts verstehen konnte. Und da explodierte etwas in mir.
Eine unbekannte, ungeahnte Kraft stieg in mir auf. Sie rüttelte mich durch. „Mach endlich. Ich will sehen. Entdecken. Verstehen!“, sprach die Kraft zu mir. Sie rüttelte wieder an mir. Plötzlich riss etwas. „Aua“, rief ich laut. Aber der Schmerz war sofort vorbei.
Ich fühlte Wärme. Sah etwas Helles. Blinzelte. Öffnete mich noch ein wenig mehr. Die Sonne nahm mich in ihren warmen Arm. Der Wind wiegte mich.
„Du“, fragte ich die Kraft, die still auf meinem Blütengrund saß. „Du, wer bist du?“
„Ich bin die Neugier, Liebes“, sagte sie zu mir.
Ich konnte ihr Lächeln spüren.
Text + Foto: © Judith Manok-Grundler, Überlingen-Aufkirch
Ein wunderschöner Text, den ich sehr gerne gelesen habe, Judith.
Alles Liebe,
Michael
Vielen Dank, Michael, das freut mich.
Wir haben hier sehr spannende, anregende Tage mit unserem Thema – und ich bin tagsüber so beschäftigt, dass ich erst sehr spät zum Lesen und antworten komme.
Herzliche Grüße
Judith
Das hört sich irgendwie nach positivem Stress an. Das ist ja meist gut.
Alles Liebe,
Michael
Nee, Michael, es ist überhaupt kein Stress. Es ist einfach nur ein abwechslungsreicher, gut gefüllter Arbeitstag mit vielen „Dazwischen-Gesprächen“ und ein ständiges in der Gruppe sein.
Grüße Judith