Donnerstag, 09. April 2020
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Die Idee des „Corona-Tagebuchs“ stammt von hier corona-blog.at
00.35 Uhr – Vorfreude
Vorfreude macht sich breit. Heute früh ist „Schreiben im Café“ – und da das nicht geht, im heimischen Wohnzimmer, am Küchentisch, auf dem Balkon oder … Wir haben das Thema „Die Stille spricht“. Die Schreib-Anregungen haben ich vorhin den Teilnehmenden zugeschickt. Ich werde telefonisch erreichbar sein (falls es Fragen gibt) oder wenn mir eine der Teilenehmerinnen etwas vorlesen will. Wenn ich Rückmeldungen und Ergebnisse bekommen, werde ich die gesammelt versenden und einige ausgesuchte Texte vorlesen. Das Video sende ich meinen Mitschreiberinnen zu – falls sie das wollen. Ich bin gespannt. Es wird eine andere Erfahrung werden. Mal sehen, wie es sein wird.
12.10 Uhr – Rückmeldung
Dass das Schreiben anders sein wird als sonst, das war klar. Auch, dass ich alleine schreibe und bleibe. Und doch: Irgendwie war es fremd. Ich schreibe zwar jeden Tag. Mehrmals. Seit Jahren schon. Meistens allein. Aber zu wissen, dieses Schreiben heute wäre normalerweise in Gemeinschaft und nun schreibt jede für sich, das war für mich ein wenig <schräg>. Vor allem habe ich unsere Leserunden vermisst und damit das Gedanken teilen. Es gibt in diesen Runden keine Textkritik. Wir nehmen zur Kenntnis. Drücken Freude aus. Sagen, was uns anspricht oder berührt. Und wir ermutigen. Verbal und nonverbal. Das hat heute gefehlt.
12.30 Uhr – Besuch
Der Osterhase war da. Dominik kam mit den beiden Buben (2 + 4 Jahre alt). Sie freuten sich. Wir uns auch. Vier Wochen haben wir uns nur per Videotelefonie gesehen. Beide erzählten viel. Sie wollten gern über den See schauen. Sie liefen ums Haus. Kamen auf unseren Rasen. Luis sagte: „Oh, habt ihr viele Gänseblümchen. Wir haben das nicht“. Er durfte ein Sträußchen für seine Mama pflücken.
Schnell war der Besuch wieder vorbei. Wir blieben auf Abstand. Sie auch. Luis wollte, dass sein Papa das Autofenster aufmacht, damit er über den Einstellplatz hinweg <Tschüss> rufen und winken kann. Hat geklappt.
15.00 Uhr – Zeit zum Stricken
Heute habe ich noch ein Strickprojekt begonnen. Ich habe mit zwei Rundstricknadeln gerungen. Mich im Faden verheddert. Mich durchgekämpft. Schon von drei bis 51 Maschen zugenommen; in jeder zweiten Reihe zwei zusätzliche Maschen. Inzwischen sieht es bereits ein wenig nach Dreieck aus, nachdem aus dem anderen Tuch statt eines Dreiecks eher ein Schaltuch wurde.
Ab und an gingen die Gedanken wandern (wie sonst beim Sockenstricken auch) – und dann war ich gleich raus. Habe ich aufgenommen? Diese Reihe oder in der letzten schon? Nachschauen. Unterbrechen. Den Rhythmus wiederfinden. Immerhin, es läuft.
Mal sehen, wie ich vorankomme. Fehlen noch rund 320 Maschen.
18.10 Uhr – Daheim
Eine gute Stunde waren wir unterwegs. Ein Spätnachmittags-Spaziergang. Über Wiesen, durch den Wald und durch den Spetzgarter Tobel – inklusive klettern über einen umgestürzten Baum. Es blüht mehr. Birnbäume, zum Beispiel. Apfelbäume beginnen. Auch das Wiesenschaumkraut blüht inzwischen. Statt Gelb mehr Zartflieder im grünen Gras.
Tannenzapfen auf dem Weg. Ein paar Autos, die entgegenkamen oder uns überholten. Sieben Menschen, zwei Radfahrer, die durch den Tobel wollten. Und neben dem Spazierweg ein Hund, der hinter einem Zaun hin und her rannte und bellte und knurrte wie ein verrückter. Wir hörten den Pfiff, der Hund nicht. Nicht auszudenken, was passiert, wenn der entwischt.
22.25 Uhr – Gründonnerstag
Früher waren wir mit den Kindern am Gründonnerstag zum Kinder- und Familiengottesdienst. Ich kann mich an berührende Gottesdienste erinnern.
Ja, das Leben ist Veränderung – das gilt auch hier.
In diesem Jahr kann ich nicht in die Kirche, selbst wenn ich wollte (wobei ich das nicht weiß). Dennoch kann ich dieses Tages gedenken. Denn ich brauche keine Fußwaschung, sondern Gemeinschaft. Kann ich Gemeinschaft alleine feiern? Ich kann an die denken, die mit mir Gemeinschaft leben. Kann beim Essen für sie mitfeiern. Ich kann mich mit ihnen verbinden im Gebet oder im <an sie denken>. Wenig genug, aber besser als nichts.
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