Das Wort zum Sonntag: Die Apostelin Junia
Das Wort zum Sonntag erscheint heute schon am Samstag, damit Du morgen, falls Du interessiert bist, eine der Predigten hören kannst.
Sonntag, der 17. Mai: Das ist der Tag der Apostelin Junia. Ihrer wird am auch in einer Reihe von „Frauen-Predigten“ gedacht.
Wer ist diese Junia? Und warum haben so viele Menschen noch nie von ihr gehört?
„Junia“ taucht im „Brief an die Römer 16,7“ auf. Sie wird einzig an dieser Stelle erwähnt – und das auch nur in einem Satz. Paulus grüßt <Andronikus und Junia>, beschreibt sie als seine Gefährten und erzählt, sie hätten schon vor ihm zu Christus gehört – und er sagt: „Sie ragen heraus unter den Aposteln“ (vgl. Einheitsübersetzung 2016, Römer 16,7).
Viele Jahrhunderte lang stand an dieser Stelle der Name „Junia“. Aber dann, dann wurde es plötzlich anders.
Zum allerersten Mal tauchte im Jahr 1300 bei „Ägidius von Rom“ stattdessen ein „Junias“ an dieser Stelle auf.* Und so blieb es viele Jahrhundert lang, bei allen weiteren Bibelauslegungen. Erst seit 2016 steht in der Einheitsübersetzung der Bibel wieder „Junia“.
Nun muss dazu gesagt werden, dass der Urtext möglicherweise nicht ganz 100% sicher übersetzt werden kann. Die Frage „War es eine Frau oder ein Mann?“ stellte sich wohl tatsächlich. Und dann ist es so – wie wir das von heute auch kennen – dass die Menschen, die etwas übersetzen oder auslegen, häufig in ihren Vorstellungen gefangen sind.
Ich kann mir das lebhaft vorstellen. Ich höre ihn, den Ausruf: „Was, eine Frau wird als ’herausragend unter den Aposteln‘ benannt?“
Welch eine Ungeheuerlichkeit. Und was nicht sein darf, das kann auch nicht sein. Also wird aus der Frau kurzerhand ein Mann gemacht. Damit stimmt die <Männerkirche> wieder – schließlich hat Jesus doch wirklich nur Männer als Apostel berufen.
Woher ich das weiß?
Ich weiß es nicht – ich war schließlich nicht dabei. Aber: Wer sich heute damit beschäftigt, ob Junia eine Frau oder ein Mann war, der findet sehr schnell jede Menge Erklärungen, weshalb es sich nie im Leben um eine Frau gehandelt haben kann. Insofern brauchen wir Frauen uns nichts aus den Fingern zu saugen.
Wer sich über viele Jahre hinweg mit verschiedenen Formen der Bibelauslegung, mit Macht- und Machtmissbrauch, mit der „Männerkirche“ und mit Frauengerechter Sprache befasst hat, weiß recht schnell einzuordnen, wie es dazu kommen konnte.
Eine „Apostelin Junia – noch dazu eine herausragende unter den Aposteln“ würde dem Fundament, auf dem die Kirche gründet, möglicherweise Risse zufügen. Plötzlich fehlte nämlich der bisherigen Begründung, weshalb Frauen keine Weihe-Ämter bekommen können, etwas ganz Entscheidendes.
Mehr noch: Die Apostelin Junia könnte noch gefährlicher sein.
Sie könnte Frauen ermutigen, noch mehr als bislang, ihre Berufung wahrzunehmen und zu ihr zu stehen.
Sie könnte Frauen dazu ermutigen, endlich Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche einzufordern.
Sie könnte Frauen dazu ermutigen, viel mehr als bisher, die weibliche Sicht auf den Glauben und die Bibel ins Leben zu bringen.
Und sie könnte dazu verhelfen, den Glauben im Interesse aller Gläubigen zu verkünden – denn Frauensicht ist anders als Männersicht – nicht besser, nicht schlechter, nur anders. Das wäre eine Ergänzung. Eine Ergänzung, die Not-wendend wäre.
In diesem Sinn: Hören wir den Frauen der kfd zu, die am Wochenende predigen – oder lesen wir ihre Predigten, denn auch das wird möglich sein (siehe Link am Ende des Beitrags).
*Vgl: www.heiligenlexikon.de, 14. Mai 2020, 14.32 Uhr
|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG UND VERLINKUNG, UNBEZAHLT|
Hast Du schon von Junia gehört?
Foto: © Erwin Grundler, Überlingen
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[…] wer mehr über JUNIA wissen will, die der Zeitschrift zukünftig den Namen gibt, kann gern hier https://mutigerleben.wordpress.com/2020/05/16/das-wort-zum-sonntag-die-apostelin-junia/ […]
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