#Writing Friday: Blutmond

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Hier kommt ein neuer Beitrag zum #WRITING FRIDAY von https://readbooksandfallinlove.com/category/meine-wochenaktionen/writing-friday/, den ich bei  https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe.
Heute lautet die Schreibaufgabe für mich: Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter ein: erdrosselt, vergraben, blutig, Schrei, Blutmond.

 

Der Blut-Mond steht am Himmel. Rot leuchtet er. Sein Licht wirft Feuerzungen auf dunkle Felder und Wiesen. „Können wir nicht umkehren, Jan?“ fragt Sina leise. „Mir ist es zu unheimlich hier“. Jan zieht sie an sich. „Ach, komm schon, Schatz“, antwortet er. „Alles im grünen Bereich. Und es ist auch nicht mehr weit. Gleich haben wir den Hochsitz erreicht!“ Er greift nach ihrer Hand. Zieht sie hinter sich her.

Wenige Minuten später sitzt Sina oben auf dem Hochsitz. Eine Flasche Wasser steht neben ihr und eine Decke liegt über ihren Knien. Sie wartet. Jan auch. „Meinst du, er kommt wirklich?“, flüstert sie Jan zu. Er nickt. „Bestimmt. Schau nach dort drüben, da ist er die letzten Male aufgetaucht“. Sie tut, wie Jan ihr geheißen.

Alles ist still. Schwarze Schatten legen sich auf den Blut-Mond. Hin und wieder verdunkelt ihn eine Wolke. Sie schaudert. „Ich wäre besser zu Hause geblieben!“. Sie sagt es leise. Weiß, dass Jan es nicht mag, wenn sie so redet. „Du bist ein Schisser“, würde er bestimmt wieder sagen. Der Blut-Mond verschwindet hinter Wolken. Es wird düster. Nebel steigt aus den feuchten Wiesen empor. Wind kommt auf. Nebelschwaden tanzen. Da streift Sina etwas. Sie schreit auf. Noch bevor ihr Schrei über die Lichtung fliegen kann, hält Jan ihr schon den Mund zu. „Pst, Sina, sonst kommt er nicht!“

Sina nickt. Schaut hinüber. Da ist eine Bewegung am Waldrand. Sie schaut noch einmal. Gerade will sie Jan fragen, ob er die Bewegung gesehen hat, da treten zwei Schemen aus dem Wald. Beide tragen etwas in der Hand. Sina kann nicht sehen, was es ist. Gedanken schießen ihr durch den Kopf. „Was wollen die da jetzt?“, ist der erste Gedanke. „Er kommt nicht, solange die da drüben sind!“, ist der Nächste. Sie starrt starr hinüber. Eine der Gestalten beginnt, mit einem Gegenstand immer wieder in die Erde zu stoßen. „Jan, schau mal, die graben ein Loch. Wollen die jemanden vergraben?“
Jan dreht sich zu ihr. „Sei doch still. Woher soll ich wissen, was die dort drüben machen? Aber vielleicht ist es fürs Erste besser, wenn sie nicht wissen, dass sie beobachtet werden. Sei leise und bleib ruhig sitzen!“ Sina nickt. Der Nebel wird dichter. Die Schemen wachsen. Ihr Blick hängt gebannt am Geschehen drüben am Waldrand. Hinter einem Baum tritt eine dritte Gestalt hervor. Mit einem Satz ist sie bei der Gestalt, die gräbt. Blitzschnell schwingt sie ihr etwas über den Kopf. Sina keucht auf. Das Blut gefriert ihr in den Adern. Sie sucht Halt am Geländer. Greift in Dornen. „Aua“, entfährt es ihr. Sie zieht die Hand zurück. Der Zeigefinger ist blutig. „Verfluchtes Dornengestrüpp“. Sie denkt es nur. Will nicht, dass Jan wieder schimpft. Sie beobachtet das Geschehen am Waldrand. „Schau mal, Jan“, flüstert sie. „Das sieht aus, als ob dort jemand erdrosselt wird. Müssen wir nicht einschreiten? Die Polizei holen? Jan, wir können nicht einfach zuschauen“. Sina rüttelt an Jans Arm.

„Mensch, bist du jetzt mal still! Reiß dich endlich zusammen. Guck doch hinüber, die hocken zu dritt um das Loch und vergraben etwas. Und damit du es weißt: Zukünftig gibt es für dich nur noch Romantikkomödien im Fernsehen und keine Horrorfilme mehr!“

Ganz allmählich beruhigt sich Sina. Drüben ist wieder alles still. Am Waldrand rührt sich nichts. Sinas Augen werden schwer. Der Kopf auch. Sie dämmert weg. Irgendwann stupst Jan sie an. „Wach auf, Sina“, flüstert er, „er ist da“. Sina hebt den Kopf. Da steht er, der Wolf. Ruhig. Unbewegt. Er wittert. Dann läuft er langsam los. Am Hochsitz vorbei. In aller Ruhe geht er über die Lichtung. Sina schaut ihm nach, bis er auf der anderen Seite im Wald verschwunden ist.

 

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Und nun Du - falls Du magst!



Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch

 

6 Kommentare
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Herzlichen Dank, liebe Emma,
      freut mich, dass mir das gelungen ist. Zunächst hatte ich nämlich gedacht, dass ich im November (zumindest teilweise) aussetze, weil Gruseln so gar nicht meines ist. Dann habe ich aber schon für letzten Freitag eine Idee gehabt und nachdem die Rückmeldungen positiv waren, habe ich gedacht: Das wäre doch gelacht…
      Dir einen schönen Abend und einen guten Sonntag,
      Judith

      Antworten

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