Der Internationale Frauentag
Seit 1911 wird der Internationale Frauentag in Deutschland gefeiert – mit Unterbrechungen. Seit 1921 wird er am 8. März gefeiert. Ursprünglich stand er in Zusammenhang mit den Forderungen nach dem Frauenwahlrecht. Später kamen weitere und andere Forderungen dazu.
Das Frauenwahlrecht ist hierzulande kein Thema mehr und das ist auch gut so. Und dennoch finde ich diesen Tag wichtig. Sicher ist es sinnvoll, zu schauen, was bereits alles erreicht wurde für die Frauen. Gleichzeitig wissen wir, dass auch in Deutschland in Punkto GLEICHBERECHTIGUNG und Rollenbilder/Rollenverständnis noch manches im Argen liegt (vgl. Beitrag vom 7. Februar 2019 hier im Blog).
Jedes Jahr im März gibt es dieselbe Diskussion: Da wird verkündet <Wir brauchen den Tag nicht. Man sollte die Frauen nicht nur einmal im Jahr schätzen. Wir haben doch so vieles erreicht. Mir ist noch nie eine Benachteiligung begegnet, weil ich eine Frau bin>. Ich gestehe: Ich kann es nicht mehr hören.
Ich bin davon überzeugt, dass wir brauchen den Internationalen Frauentag auch weiterhin brauchen und nein, wir brauchen ihn nicht als Alibiveranstaltung. Wir brauchen ihn als eine Veranstaltung, die auf das hinweist, was immer noch fehlt. Was es noch braucht, um für Gleichberechtigung zu sorgen. Dass sie in Deutschland seit langen Jahren im Grundgesetz steht, reicht nicht aus. Es muss alles dafür getan werden, dass sie auch umgesetzt wird. Ich kann nur sagen, da bleibt noch einiges zu tun.
Was mir in jedem Jahr aufs Neue auffällt, ist das fast vollständige Fehlen einer Information: Der 8. März ist nicht nur der Internationale Frauentag, seit 1975 wurde der Tag als „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ ausgewählt. Das ist schon einige Jahre her, weshalb ich mich von Zeit zu Zeit frage, warum das so selten erwähnt wird. Was sich die Vereinten Nationen bei der Wahl und der Benennung des Tages damals im Einzelnen gedacht haben, das weiß ich nicht.
Was mir allerdings jedes Jahr aufs Neue durch den Kopf geht, ist folgendes: Vielleicht wäre es ein Beitrag zum Weltfrieden, wenn die Frauen – die ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen – endlich volle Gleichberechtigung hätten. Wenn wir die Menschen nicht mehr nach dem Geschlecht beurteilen würden, sondern danach, dass sie Menschen sind. Menschen mit Stärken und Schwächen, mit Talenten und Gaben, mit Unvermögen, mit Sehnsüchten und Träumen.
Utopie? Ja, vielleicht und dennoch: Es hat sich noch nie etwas geändert, wenn alle gesagt haben „das ist Unmöglich!“
Kann Frieden stattfinden, wenn Frauen Dinge verwehrt werden, die für Männer selbstverständlich sind?
Nein, ich glaube das nicht. Und wenn wir beginnen würden, den Internationalen Frauentag gleichzeitig als einen Tag für den Weltfrieden wahrzunehmen, dann bräuchten wir weniger darüber streiten, ob er nötig ist oder nicht.
Die Sonnenblume - ein Symbol für den Internationalen Frauentag und den Tag des Weltfrieden. Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch
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