Krimi-Zeit
Ich habe im November an einem Schreibworkshop teilgenommen, bei dem es um kurze Texte ging – genauer, um Gruselgeschichten. Seither weiß ich, dass ich auch dieses Genre bedienen kann.
Kurze Texte, egal welcher Art, habe ich seither immer wieder ausprobiert.
Vor einigen Tagen bin ich über eine Seite gestolpert, die Krimis in Postkarten- und Haiku Form vorstellt. Das habe ich gleich ausprobiert. Hier der erste Postkartenkrimi und zwei Haiku-Krimis.
Ein Ehepaar
Sie wirft die Haustür zu.
„Ist das Blut?“, fragt er. Sein Blick wandert über ihre Bluse.
„Was glaubst du?“
Er hebt die Hände. „Was hast du getan?“
Schweigen.
„Was du getan hast?“
Sie sieht ihn an. „Das weißt du!“
Er zuckt zurück. Geht rückwärts. Stößt an die Wand.
„Das, was ich schon längst hätte tun sollen!“
Sie kommt näher. Zwei Schritte. Einen. Brust an Brust.
Seine Hand zittert, als er sich kalten Schweiß von der Stirn wischt. Er sieht sie an.
„Was ist aus uns geworden?“
„Das“, sagt sie.
Er sieht den Stahl des Messers aufblitzen. Schmerz. Dunkel.
Es riecht nach Benzin, als sie geht.
© Judith, 12. August 2024
(107 Wörter, 591 Zeichen mit Leerzeichen – bis zu 850 Zeichen gilt es als Kürzest- oder Postkartenkrimi).
Haikus
Im Café am See
Er will die Beute teilen
Sie geht mit allem
Abendspaziergang
Er hält sie in den Armen
Blutbespritzt geht sie
Keine Angst, diese Art von Texten erscheinen hier jetzt nicht regelmäßig.
Foto: © Erwin Grundler
Diese Postkartenkrimis sind ja im Grunde ein wenig erweiterte Drabbles. Die haben 100 Worte als Maximum.
Ja, das stimmt.
Liebe Grüße
Judith