STERNENMINUTEN 15: IN EINER ANDEREN WELT

Ich reiße die Türe auf. Trete hinaus. Die Tür hinter mir fällt zu. Ich falle auch. Lande weich. Ganz weich. Ich setze mich auf. Schaue mich um.

Über mir wachsen die Wurzeln der Bäume Richtung Himmel. Dieser ist heute grün-kariert und Sonnenblumen tanzen auf weißen Schäfchenwolken. Ich reibe mir die Augen.

Ah, jetzt weiß ich wo ich bin.“ Ich stehe auf. Streiche mein Kleid glatt. Mache mich auf Richtung Marktplatz. Es ist lange her, dass ich das letzte Mal hier war. Während ich gehe, schaue ich mich um. Fantasien ist ein wenig größer geworden, will mir scheinen. Aber das macht nichts – ich habe Zeit.

Ich pflücke mir im Vorbeigehen eine Flasche Tee vom Baum und ein Erdbeereis. Hüpfe über rote Bälle, die meinen Weg kreuzen. Helfe ein paar Gänseblümchen, sich ein rotes Kleid anzuziehen und lasse mir erzählen, wo sie sich mit Herrn und Frau Lurchi treffen. Die Sonne wärmt mir das Gesicht. Der Bach summt ein Lied, während er den Berg hinaufplätschert. Ich tanze zum Takt seines Geplätschers über die Straße. Eine Blaumeise hopst Zickzacklinien auf ein Papier und hinterlässt bunte Spuren. Frösche flüstern und eine Ziege hält einen Vortrag über artgerechte Menschenhaltung.

Es dauert ein wenig, bis ich mich wieder an das Anders gewöhnt habe.“ Dieses Mal komme ich schneller wieder“, verspreche ich der Eule, die hoch oben im Baum ein Teekränzchen gibt.

Wie sieht Deine andere Welt aus?

Foto: © Erwin Grundler