Herbst-Tagebuch: 24.09.2022
09.10 Uhr: Guten Morgen
<Gezeiten>. Das Wort geht mir im Kopf herum. Woher es kommt? Keine Ahnung. Ich verbinde damit das Meer – aber das nächste Meer ist ja weit weg. Ich habe nichts gesehen, gehört oder gelesen, das mir den Zusammenhang verdeutlichen kann. <Gezeiten>. Ich lasse das Wort so stehen. Nehme ist an. Ein Geschenk oder nicht, das wird sich zeigen. <Gezeiten> – ein ewiges Wechselspiel. Gilt das auch für mein Leben?
13:40 Uhr: So was
Mein Enkelmädchen sagt „Man lobt sich nicht selbst.“ Ich lege umgehend Protest ein. Erzähle, wie mich alte Sprüche aus der Kindheit noch heute teilweise beeinflussen. Sprüche wie „Eigenlob stinkt, der Esel nennt sich immer zuerst, nimm dich nicht so wichtig, Stolz ist eine Sünde. Ich erzähle, dass ich mich – auf Grund solcher Sprüche – noch immer schwertue, mich selbst als Autorin zu bezeichnen. Autorin sein heißt für mich, Bücher geschrieben und veröffentlicht zu haben, das heißt einen Verlag zu haben. Das habe ich aber nicht. Jetzt ist es das Enkelmädchen, das Protest einlegt. „Aber Oma, du bist eine Autorin und eine Künstlerin ebenfalls.“ Wir beide schauen uns an. Wieder was dazu gelernt, danke. (Ich hoffe, wir beide).
19:03 Uhr: Am Ende des Tages
Wenn ich es genau nehme, ist es noch nicht das Ende des Tages, aber es dunkelt und was zu arbeiten war, ist erledigt. Vom angekündigten Regen habe ich nur ein paar Tropfen gespürt und am Nachmittag kam sogar die Sonne teilweise heraus. <Alles kann auch ganz anders sein> (Alfred Adler). Dieser Satz, den ich im Studium zur IP-Beraterin gelernt habe, hat sich heute wieder einmal bestätigt. Ist das nicht auch ein tröstlicher Satz? <Alles kann auch ganz anders sein> als vorgestellt, als erwartet, manchmal auch als gehofft oder gewünscht. In diesem Sinn: Guten Abend.
Hallo Judith,
wenn uns morgens plötzlich etwas im Kopf haben, was wir nicht zuordnen können, haben wir oft in der Nacht davon geträumt, ohne uns hinter daran konkret erinnern zu können.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag.
Liebe Grüße
Trude
Liebe Trude,
ich danke dir für deinen Kommentar.
Ja, oft ist das in der Tat so.
Ich hatte einen wunderbaren Sonntag – hoffe, du auch.
Liebe Grüße
Judith