abcEtüden 03.04.21: Erinnerungen
Obwohl ihr die Wanderung vom Vortag noch in den Knochen steckte, war sie den ganzen Tag unterwegs gewesen. Durch die Straßen der Altstadt, vorbei an Kirchen, alten Häusern und Steinen, die Geschichte atmen, hinauf zum Monte Subasio. Unterwegs hatte sie die „Eremo delle Caceri“ besichtigt und war in einem großen Bogen zurückgegangen.
Jetzt war sie müde. Sie saß auf der Balustrade der steinernen Loggia. Lehnte sich an einem Bogen der Loggia an, der die Wärme des Tages gespeichert hatte. Ihr Blick schweifte über Teile der Stadt und verlor sich in der Ebene.
Langsam wurde es still. Endlich waren die Lautsprecher vom nahen Stadtrandparkplatz, die dröhnende Musik verbreitet hatten, nicht mehr zu hören. Die Sonne tauchte die Landschaft in ein kräftiges Orange. Zikaden begannen zu singen und das Zwitschern der Vögel wurde weniger. Sie schaffte es, die Geräusche um sich herum auszublenden und dem hereinbrechenden Abend zu lauschen. Sie schloss die Augen. Hing ihren Gedanken nach. Schenkte den Bildern des heutigen Tages ihre Aufmerksamkeit.
Sie roch den Ginster, der unterwegs verschwenderisch blühte. Sah Pinien- und Olivenbäume, grüne Wiesen, dazwischen roten Mohn. Sie spazierte durch die bunten Bilder und genoss, was sie erlebt hatte.
Plötzlich erbebte die Mauer unter ihr. Mit einem Satz sprang sie von ihrem Ausguck und stellte sich unter den Türstock. Sie wartete – die Augen zusammengekniffen, die Schultern hochgezogen. Ob das ein richtiges Erdbeben gibt? Ob es die Stadt in ihren Grundfesten erschüttern wird? Hoffentlich nicht!
Sie blieb stehen. Wartete. Zwei, drei Mal bebte der Boden unter ihren Füßen, dann wurde es ruhig. Nur lang langsam erlaubte sie sich, sich zu entspannen.
In dieser Nacht schlief sie traumlos.
|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG UND VERLINKUNG UNBEZAHLT|
Wie würdest Du die Wörter unterbringen?
Foto: © Erwin Grundler, Überlingen
Ich habe leider kein passendes Foto aus der Gegend – immerhin aber einen Sonnenuntergang in Orange.
Maximal 300 Wörter, die die Begriffe „Lautsprecher, orange, erschüttern“ enthalten müssen. Die Idee stammt von https://365tageasatzaday.wordpress.com/2021/01/17/schreibeinladung-fuer-die-textwochen-03-04-21-wortspende-von-blaupause7/
ein Erdbeben – mich hat mal eins in den 90er Jahren nachts aus dem Schlaf gerissen. Epizentrum Roermond.
Liebe Blaupause,
danke dir.
Ich kann mich an einige Erdbeben erinnern. Ein paar hier, zu Hause.
Das, von dem ich hier schreibe, war in Assisi – das habe ich tatsächlich erlebt. War 4 Jahre vor dem verheerenden Erdbeben dort.
Schneegrüße
Judith
Das war bestimmt ein sehr mulmiges Gefühl…
Das war es, ja.
Danke dir und Grüße
Judith
Wenn ich das lese, dann bekomme ich SOFORT Fernweh und würde am liebsten aufbrechen. Selten bei mir.
Ich glaube, ich habe die Situation einfach mehr als satt und wäre gerne mal wieder unvernünftig … 😉
Hab Dank für den Beitrag aus der Sehnsuchtskiste! 😁👍
Nachmittagskaffeegruß 😁☁️☕🍪👍
Liebe Christiane,
danke für deinen Kommentar. Mir geht es mit dem Fernweh gerade ähnlich.
Mal wieder raus, was ganz anderes sehen, unbeschwert von hier nach dort gehen – das hätte schon was. Ich hoffe ja noch auf den Sommer.
Beim Beitrag gestern, Erinnerungsbilder, habe ich ja in 1, 2 Kommentaren geschrieben, dass der Text während eines Online Seminars am Montagabend entstanden ist. Und tatsächlich sind bei mir Bilder der Assisi Reise 1993 aufgetaucht. Das hat mich gestern Abend (es war schon fast heute), wohl zu diesem Text gebracht.
Immer noch Schneegrüße
Judith
Unterwegs auf Assisis Spuren, und dann von einem Erdbeben überrascht? Fiktion oder Realität?
Lieber Werner,
danke dir – gut erkannt!
Ich war in Assisi – 1993 – wir waren als Gruppe unterwegs. Die beschriebene Wanderung und die Besichtigung der Caceri gab es tatsächlich. Wir waren auf einer Busreise, durften irgendwo in der Pampa aussteigen und haben uns Assisi „erwandert“. Aus der geplanten 2 Stunden Wanderung wurde eine fast sechsstündige Wanderung, das war echt herausfordernd (die steckte uns allen in den Knochen).
Die Loggia mit der Balustrade (oder Brüstung) zum Sitzen gab es in unserer Unterkunft tatsächlich. Und ja, das Erdbeben gab es auch.
Die Lautsprecher gab es nicht und die Zikaden, zumindest an diesem Tag, auch nicht.
Es ist also sowohl Realität wie Fiktion.
Liebe Grüße
Judith
Verführt in den Süden mit Wärme, Zikadengesängen, Blütendüften und Sonnenuntergängen, die das Hier und Jetzt vergessen lassen. Ja, das wünschte ich mir gerade. Ich nähme auch ein Erdbeben in Kauf. Hier bebt sie ja auch. Ständig, irgendwie.
Lieber Gruß, Ella
Liebe Ella,
gefallen würde mir das auch – vor allem, wenn es etwas wärmer wäre.
Und ja, beben tut es hier auch – auf unterschiedlichen Ebenen.
Grüße
Judith
Das klingt nach einem schönen Ort, wenn auch nicht gerade für ein Erdbeben. 😊
War es, ja – und auf das Erdbeben hätte ich auch verzichten können.
Grüße
Judith
Das mag ich mit gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlt.
Nicht prickelnd…
Liebe Grüße
Judith