#Writing Friday: Die schönste Geschichte des Jahres war für mich…

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Hier kommt ein Beitrag zum #WRITING FRIDAY von https://readbooksandfallinlove.com/category/meine-wochenaktionen/writing-friday/, den ich bei  https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe. Heute: Welches Schreibthema hat dir am meisten Spaß gemacht? Verlinke uns nochmals deine liebste Geschichte beim Writing Friday von 2019.

 

Seit dem 17. Mai schreibe ich beim #Writing Friday von Elizzy mit – und jedesmal habe ich Freude an ihren Aufgaben. Manche sind eine Herausforderung, andere gehen mir leicht von der Hand – und immer ist mir etwas eingefallen. Ich habe für mich den Eindruck, dass dieses Angebot wie ein Geschenk ist, das ich auspacken darf – und manchmal kommt etwas dabei heraus, das ich wie ein Geschenk einpacke.

Ich habe hin und her überlegt, welches Thema und welcher entstandene Text mir am Liebsten sei. Schlussendlich habe ich eine Liste mit ca. 10 Texten übrigbehalten und mich dann hierfür https://mutigerleben.wordpress.com/2019/05/24/dachbodengeheimnisse/ entschieden. „Dachbodengeheimnisse“ heißt die Geschichte.

Die Idee, auf dem Dachboden eine alte Schreibmaschine zu finden, in der Papier eingespannt ist, hat mich inspiriert. Meine Geschichte ist vom 24. Mai und damit ist sie mein 2. Beitrag zu Elizzys Angebot.

Dir, liebe Elizzy, herzlichen Dank für deine Anregungen – ich werde auch in 2020 wieder mitschreiben.

 

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Und auf eine Nachfrage hin kommt der Text hier nochmals:

Monika wischt sich die Stirn. Es ist heiß dort oben unter dem Dach. Sie hält sich den Rücken. Das dauernde Treppauf, Treppab mit voll beladenen Händen strengt an. Sie schaut sich um. „Ich bin schon weit gekommen, fast alles ist leergeräumt“, sagt sie sich. „Und den Rest schaffe ich auch noch“. Monika geht zur Dachschräge. Dort sind, tief unten, noch ein paar Dinge unter einer blauen Plane verborgen. Sie geht auf die Knie, greift nach der Plane und zieht sie mit einem Ruck weg. Staub wirbelt auf. Tanzt im Licht, das durch das Dachfenster hereinfällt. Ein dunkelgrüner Überseekoffer mit Holzleisten und angelaufenen Messingbeschlägen kommt zum Vorschein. „Wow, so einen habe ich lange nicht mehr gesehen“. Monika seufzt. Sie streicht mit der Hand über den Deckel. Greift nach den Verschlüssen. Einer klemmt, aber mit etwas ruckeln und zerren lässt er sich doch öffnen. Einige dicke, in Leder gebundene Bücher liegen obenauf. „Vermutlich Fotoalben“, denkt Monika und holt sie nacheinander heraus. „Oh“, sie stutzt. Ihr Blick fällt auf eine alte, schwarze Schreibmaschine, in der einige Blätter eingespannt sind. Die Blätter sind vergilbt, aber die Schrift ist noch lesbar. Monika zieht die Blätter heraus. Sie klappt den Koffer zu. Setzt sich darauf. Zieht ihre Lesebrille aus der Hosentasche. Blättert durch das Papier. Vier Blätter sind es, zwei davon eng beschrieben. Sie beginnt zu lesen.

Meine liebe Nachfahrin, Du hast es bei Gott nicht immer leicht gehabt in Deinem Leben. Du hast ein Frauenleben gelebt wie unendlich viele Frauen vor und neben Dir. Zeitlebens warst Du lieb und brav und angepasst und hast Dich bis zur Unkenntlichkeit verbogen. Hilfsbereit bis zur Selbstaufgabe, hast Du die Wünsche Deiner Eltern erfüllt und gelebt. Du hast Deinem Mann den Rücken freigehalten. Für Deine Kinder das Menschenmögliche getan. Wo jemand gebraucht wurde, warst Du zur Stelle. Immer. Zuverlässig. Sicher. <Die macht das schon>!, hieß es immer – und ja Du machtest.

Monika lässt die Blätter sinken. Sie schluckt. „Mein Gott, woher weiß da jemand so gut über mein Leben Bescheid? Und wer kann das sein? Sie lässt die Blätter fallen, als ob sie sich die Finger verbrannt hätte. Dann steht sie auf. Läuft auf dem Dachboden hin und her. Bleibt am Dachfenster stehen. Sie sieht ein Stück Himmel. „Jetzt gehe ich“, denkt sie laut, aber sie spürt, wie sie etwas zu den Blättern hinzieht, als ob sie und diese mit einem unsichtbaren Band verbunden wären.  Die Häärchen auf ihren Armen richten sich auf. Gänsehaut breitet sich aus. Ein Frösteln läuft ihr über den Rücken. „Nein, ich will nicht weiter lesen!“ Sie stampft mit dem Fuß auf. <Du musst aber weiter lesen. Jetzt! Das ist wichtig.> Ihre innere Stimme ist unnachgiebig.“Lies weiter. Sofort“. Monika gibt nach. Sie lässt sich auf den Koffer sinken und nimmt die Blätter zur Hand. Sie überfliegt den Text, bis sie zu der Stelle kommt, an der sie vorhin aufgehört hat zu lesen.

Und jetzt? Was bleibt Dir denn? Ein 8.00-18.00 Uhr Job, Überstunden inklusive, der Dir weder Spaß macht noch Deinen Lebensunterhalt sichert. Der Mann weg – mit der besten Freundin Deiner Tochter. Den Kindern bist Du zu langweilig, eine <Übermutter, deren Zeit vorbei ist>, wie Dein Sohn neulich so charmant sagte. Mit Papas Neuer haben wir viel mehr Spaß – war seine Aussage. Seine Wäsche allerdings hat er für Dich dagelassen. Und zu allem Überfluss räumst Du jetzt noch das Haus aus, das Dein Ex verkaufen will, damit er mit der Neuen reisen kann>.

Eine Träne tropft auf das Blatt. Die Tinte verläuft. Monika gestattet sich zu weinen. Die Fragen, wer so viel über ihr Leben weiß, wer den Brief geschrieben hat, wie alt der Brief ist und wie er auf den Dachboden kam, interessieren sie nicht mehr. Sie weint. Endlich. „Lies weiter. Jetzt! Sofort!“, fordert ihre innere Stimme sie auf.

Was ist mit Deinen Träumen? Weißt Du noch, was Du als kleines Mädchen alles machen wolltest? Reisen wolltest Du. Die Welt erkunden. Andere Kulturen entdecken. Frauenfreundschaften pflegen. Malen. Fotografieren. Kunst studieren. Stück für Stück hast Du das alles aufgegeben. <Erst noch das>, hieß es immer wieder und <dann kannst Du>. Und dabei blieb es auch. Aber jetzt. Jetzt, da Dein Leben zusammengebrochen ist, kannst Du neu beginnen. Nimm Dich endlich ernst, liebe Nachfahrin, und lebe.

Monika sitzt ganz still. Sie denkt nach. Dann greift sie zu einem leeren Blatt. Sie spannt es in die Maschine ein. Versuchshalber tippt sie auf ein paar Tasten. Das Farbband funktioniert noch.

Meine liebe Nachfahrin, Du hast ein Frauenleben gelebt, wie so viele andere Frauen mit und neben Dir. Dir ist es gelungen, Deine Träume und Wünsche, Deine Werte und Ziele mit dem Leben als verheiratete, erwerbstätige Frau und Mutter zu vereinbaren. Dabei hast Du Dich nie verloren. Ergreife die Chancen, die sich Dir bieten. Sei Vorbild. Bleibe Du selbst. Werde.

In schwesterlicher Verbundenheit Deine Vorfahrin Monika, die sich heute, am 23. Mai 2019 aufmacht, endlich ihr Leben zu leben.

 

Viel Freude nochmals mit dieser Geschichte.


Foto: © Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch
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